Berger Modellbau, Göttingen

Bogenweichen

ABW 760 W1-Marl

ABW 760 W1-Marl

Schutzweiche W16-Rosdorf

Schutzweiche W16-Rosdorf

ABW 190 als Schutzweiche

ABW 190 als Schutzweiche

ABW Schienenlängen

ABW Schienenlängen

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Die S 49-Reichsbahnweichen und Keuzungen wurden von Anfang an so konstruiert, dass sie zu Innenbogen- oder Außenbogenweichen verbogen werden konnten um eine gewisse Freizügigkeit bei der Gestaltung von Weichenstraßen und Gleiswechseln und eine gute, ruhige Linienführung für schnellere Züge zu erreichen. (Für die Fz-Weichen mit den langen Zungenplatten gab es Einschränkungen.) Die Weiterentwicklungen der DB mit S 49, S 54 und UIC 60-Schienen folgen diesem Konzept. Auf diese Weise können teure Sonderanfertigungen vermieden werden.

“Verbiegen” bedeutet:
Es sollen alle Bauteile der geraden Bauform wie Zungen, Schwellen (mit den Standardbohrungen), Backenschienen, Platten, Herzstücke, Radlenker usw. verwendet werden. Einzig die Zwischenschienen werden in der Länge der Bogenweichengeometrie angepasst. Die Zungen und Schienenprofile werden entsprechend gebogen.
Die Weichenneigung (1:9, 1:12 usw.) bleibt erhalten.

Einschränkungen:

  • Der kleinste Bogen darf einen Radius von 190m nicht unterschreiten. Das gilt für die DRG und die DB und wahrscheinlich auch für die DR. (Immerhin hatte die DR eine Regelweiche mit 150 m Abzweigradius.) Das heißt, dass aus den EW u. EKW 190 keine Innenbogenweichen hergestellt werden können.
  • Die DRG hatte durch Untersuchungen herausgefunden, dass die ungünstigsten Lokomotiven einen Bogen mit einem Radius von 214 m noch ohne Spurerweiterung befahren können. Weichen ohne Spurerweiterung (die ab 300 m aufwärts) dürfen dementsprechend nur bis zu diesem Grenzwert verbogen werden. Die DB setzte den Wert noch auf 200 m herab (außer UIC 60?). Die weitere Entwicklung sah die DB so: Es ist zu erwarten, daß die Bestimmungen über die Spurerweiterung in Gleis- und Weichenbögen an die Fahrzeugentwicklung angepaßt werden und daß die Spurerweiterung bei Weichen mit r=190 m wegfallen wird. (DB-Fachbuch 8/12 Ausgabe 1979)
  • Der Sonderfall symABW 215 wird gar nicht verbogen.
  • Die DKW 190 wird ebenfalls nicht verbogen.
  • Die Weichen mit 760 und 1200 m Abzweigradius werden nicht bis zum theoretisch möglichen Grenzmaß verbogen, da dann außer den Zwischenschienen noch weitere Bauteile angepasst werden müssten. Die Grenzen liegen bei etwa 500/300 m (IBW 760) bzw. 750/481 m (IBW 1200). In der Regel werden große IBW mit einem Stammgleisradius ≤ 750 m aus Kostengründen aus EW 500 hergestellt.
  • Weichen mit geraden Herzstücken werden nur im Bereich der Zungenvorrichtung und der Zwischenschienen verbogen.
  • Möglicherweise gibt es weitere spezielle Einzelfälle, ich fand z.B. den handschriftlichen Vermerk: Die EABKW 190 1:9 ist nur bis zu einem R von 800/249,363 m zu verbiegen. Entgleisungsgefahr im Doppelherzstück.

Es gibt:
IBW – Innenbogenweiche
ABW – Außenbogenweiche
BKr – Bogenkreuzung
EIBKW – einfache Innenbogenkreuzungsweiche
EABKW – einfache Außenbogenkreuzungsweiche
DBKW – doppelte Bogenkreuzungsweiche

Im Modellbau (i.B. in 1:32) sieht man Bogenweichen – vor allem ABW – leider eher selten. Ganz im Gegensatz zum Vorbild, wo sie bei genauerem Hinsehen sehr oft zu finden sind.

Das Beispiel einer ABW 54 – 760 – 1:14 – Fz (B) liegt am Beginn der kreuzungsfreien Einfädelung der Strecke Gelsenkirchen Buer-Nord – Marl – Haltern in die Strecke Wanne – Münster.

Das andere Beispiel zeigt die wahrscheinlich häufigste ABW-Variante der DB – hier die ehemalige W16 im Bahnhof Rosdorf. Liegt eine Schutzweiche in einer Weichenstraße, für die 500 m-Radien gefordert werden, wird keine teure EW 500 verwendet, sondern eine ABW 190 mit einem Stammgleisradius von 500 m und einem 306,8099 m-Abzweig.
Eine mögliche Anordnung mit einer EW 500 1:12 zeigt die Skizze.
Wer so eine ABW bauen will, kann sich den Schwellenplan herunterladen und die Schwellen aufkleben oder eine Verlegeschablone lasern oder was auch immer. Die Weiche wird nur im rot markierten Bereich (Zungenvorrichtung und Zwischenschienen) verbogen. Die Zeichnungen wurden als Plotterdaten in die hier darstellbare Version übertragen. Dabei entstehen Ungenauigkeiten im Hundertstel-Bereich.
In einer weiteren Skizze findet Ihr die Angaben zu den Schienenlängen (DB-Maße mit 8 mm Stoßlücken (rote Kringel)). Falls jemand eine EW 190 von Hosenträger Rail Systems GmbH umbauen will, sollte beachtet werden, dass deren Schienenlängen abweichen.
Grundsätzlich beziehen sich die Maße immer auf die Fahrkanten.

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Ergänzungen zu IBW

Das IBW-Biegeverbot für 190er Weichen kann den einen oder anderen Modellbahner stören. Ich habe die Kopie eines Bandes, der offensichtlich bei Lehrgängen o.ä. (vermutlich Ende der 60er / Anfang der 70er) genutzt wurde und reichlich mit handschriftlichen Vermerken verziert ist.
Dort werden u.a. die IBW190 – 1:7,5/6,6 mit den Radien 711/150 m nach Ioww1228 und die IBW190 – 1:9 mit den Radien 715/150 m nach Ioww1032 aufgeführt.

Das bedeutet nicht, dass die Grundsätze der DB, DR und DRG falsch dargestellt wurden. Solche Lehrgänge und Tagungen finden natürlich auch Interesse bei privaten Oberbaufirmen und Betreibern privater Bahnen. Und die konnten natürlich auf solche Konstruktionen zugreifen, wenn z.B. keine Fünfkuppler mehr verkehrten.

Letzte Änderung: 19. Juni 2019