Ich offenbare kein großes Geheimnis, wenn ich hier verrate, dass die 45 mm Modellspurweite einer Vorbildspurweite von 1440 mm entspricht. Die genormte Spurweite macht für NEM-Bahner Sinn und die Ungenauigkeit von fünf Vorbildmillimetern fällt im Verhältnis zu den Abweichungen bei Radreifenbreite, Spurkranzbreite und -höhe nicht besonders ins Gewicht.
Der 1pur-Bahner hat aber maßstäbliche Radsätze unter seinen Fahrzeugen und kann sich eigentlich auch bei der Spurweite konsequent am Vorbild orientieren (44,84 mm). Man sollte auch in Betracht ziehen, dass die „falsche“ Spur möglicherweise sogar Probleme verursacht oder wenigstens bei der Konstruktion berücksichtigt werden sollte.
Die Problemstelle schlechthin – egal ob NEM oder Pur – ist der Bereich mit Herzstück und Radlenkern.
Vor Einführung der Reichsbahnweichen hatten die Herzstücke der Länderbahnen eine Rillenweite von 49 mm. Die Führungseigenschaften schienen ausreichend gut, jedoch wurde der Lauf der Radsätze über solche Flügelschienen und Herzstückspitzen als Ursache für starken Verschleiß und Schäden ausgemacht.
Beim Übergang des Rades von der Flügelschiene auf die abgesenkte Herzstückspitze ist die Spitze erst 33 mm breit. Bevor die Fahrkanten der Flügelschienen wie hier dargestellt bearbeitet wurden traf das Rad bereits bei einer Breite von knapp 15 mm auf die Herzstückspitze.
Die Konstukteure der Reichsbahnweichen verengten die Herzstückrille auf 44 mm. Dadurch wurde der Übernahmepunkt noch weiter von der geometrischen Spitze nach hinten verschoben, so dass die Spitze bereits 43 mm breit ist, wenn sie die Radlast von der Flügelschiene übernimmt.
Die Rillenweite im Radlenker wurde auf 41 mm festgelegt. Theoretisch hätte die Herzstückrille ebenso breit ausgeführt werden können. Man wollte aber, dass auch Fahrzeuge, die sich beim Einlauf in das Herzstück nicht auf der Ideallinie bewegen oder wegen kurzer Achsstände leicht schräg stehen, ohne heftige Ablenkung durch Radlenker und Herzstück geführt werden. Zudem musste die Veränderung des Radsatzinnenmaßes von 1360 mm durch Belastung berücksichtigt werden (Verengung bei Außenlagern, Erweiterung bei Innenlagern).
Die Achsdurchbiegung wird im Modell eher keine Rolle spielen aber die Führung der Fahrzeuge ohne Anlaufen und Anstoßen der Spurkränze kann den Modellbahnspaß doch heben.
Das Maß Radlenkerfahrkante – Flügelschienenfahrkante beträgt 1435-44-41=1350 mm.
Dieses Maß sollte ins Modell übetragen werden – kein Problem wenn maßstäblich gebaut wird.
Bei 45 mm Spurweite ergibt sich bei Verwendung maßstäblicher Rillenweiten ein Fahrkantenmaß von umgerechnet 1355 mm. Das Übermaß sollte durch Veränderung der Rillenweiten korrigiert werden.
Es handelt sich zugegebenermaßen um gerade mal 0,15625 mm. Die Berichte von NEM-Bahnern über das Problem Radsatz/Herzstück zeigen aber, dass es öfter nur um Millimeterbruchteile geht.
Anmerkung:
Im Gleisbogen sollten natürlich die vorbildlichen Spurerweiterungen eingehalten werden.
Die EW 190 49 – 1:7,5 erhält ein Herzstück mit durchlaufendem Bogen (meist als Sehne ausgeführt) und einen gebogenen Radlenker im Abzweig. Hier wird die Spurerweiterung auf die Rillenweite aufgeschlagen.
Durch die Erweiterung der Herzstückrille im Abzweig vergrößert sich die Fahrkantenlücke im geraden Strang, was zu schlechteren Laufeigenschaften und erhöhtem Verschleiß bei Geradeausfahrt führt. Die DRG empfahl daher den Einbau solcher Weichen vorzugsweise dort, wo der Hauptteil der Fahrten durch den Bogen führt.
Quellen:
Baltt 4a: EH 1:9 für EW 49 – 190, Berlin 1931
Die Reichsbahnweichen 3. Auflage, Gustav Wulfert, Mühlheim 1960
Reichsbahnweichen und Reichsbahnbogenweichen, Hartmann, Berlin 1940
Letzte Aktualisierung: 25. Februar 2019